Die Fahrradstraße Augsburgs
Immer wenn jemand „Fahrradstraße“ ruft und dabei ein Glänzen in den Augen bekommt, welches von der Lösung aller Probleme kündet, furche ich meine Stirn im Zweifel. Man sehe es mir als Radler, der beinahe ausschließlich in Augsburg unterwegs ist, nach, denn in Augsburg gibt es nur eine* Fahrradstraße: die Frischstraße. Und die löst, mit Verlaub, eher nichts. Was dereinst tatsächlich ein großer Einschnitt war, ist die Kappung der Verbindung zur Carron-du-Val-Straße (ich nehme an, das geschah im Zuge des Baus der Schleifenstraße zur Entlastung des Roten-Tors, vielleicht aber auch schon früher; ich kann mich zumindest noch an den Schleichweg durch den Spickel zur Haunstetter Str. erinnern), wodurch die Frischstraße für PKW zur Sackgasse wurde. Ansonsten kann man der Frischstraße höchstens noch zu Gute halten, dass Sie am Sackgassenende für RadfahrerInnen durchlässig in Richtung Stadtwald ist und somit als zentrumsnaher Start- oder Zielpunkt einer Route durch den Siebentischwald dient – was sie jedoch uneingeschränkt genauso täte, würde jemand über Nacht die Fahrradstraßenschilder abmontieren.
Das wirklich Absurde an der Frischstraße ist aber, dass sie keineswegs in voller Länge eine Fahrradstraße ist, sondern erst ab bzw. nur bis zu der Brücke über die Schleifenstraße. Zur Hälfte ist sie also eine normale Straße, beschränkt auf Tempo 30 (keine Zone), auf der es sich ein irrlichternder Schilderaufsteller natürlich nicht nehmen ließ, auf einer Seite das Hochboard als Fuß-/Radweg auszuschildern. Respekt! Wer hätte schon gedacht, dass sich Gefährdungspotential und/oder RadfahrerInnenaufkommen zwischen zwei Hälften ein und derselben Straße so unterscheiden können.
* die Professor-Steinbacher-Straße ist genau genommen noch eine, aber sie schließt direkt an die Frischstraße an, weshalb ich die beiden nonchalant als eine betrachte.