Quer durch Pfersee ohne Ampeln?

Welchen Weg ich morgens ins Büro nehme, hängt von allerlei Überlegungen ab: lang oder kurz (wieviel Zeit habe ich), links- oder rechtsrum (Wertach oder Lech), welches Rad nehme ich (weil, ihr wisst, n+1 …) und wie ist denn eigentlich das Wetter. Und mal bestimmt das Wetter das Rad, die Zeit den Weg oder auch das Rad die Strecke. Einer meiner Lieblingswege führt beispielsweise an der Wertach entlang. Aber wie das mit nicht asphaltierten Strecken so ist, je schlechter das Wetter, desto bäh. Nicht dass man bäh manchmal sogar sucht, aber für den Arbeitsweg muss es bei Regen und Matsch doch besser asphaltiert sein. Was mich ein weiteres Mal zum AZ-Artikel zum neuen Radwegenetzplan bringt:

Ein anderes Projekt aus dem Bereich Freizeitverbindungen will die Stadt schon in diesem Jahr bauen. Gemeinsam mit dem Umweltreferat soll die Lücke zwischen dem Sheridan- und dem Reese-Areal (4) geschlossen werden.

Von der Bebauung im Sheridan- und Reese-Park mag man halten, was man mag, aber die Areale eröffnen die großartige Möglichkeit, in Nord-Süd-Richtung durch Pfersee zu pflügen, unbehelligt von Ampeln und Verkehr. Im Sheridan-Park geht das bereits, das Reese-Gelände ist derzeit noch eine riesige Baustelle. Aber wenn das mal fertig ist und zudem das Stück zwischen den ehemaligen Kasernen sinnvoll geschlossen wird, kann man vom Gögginger Stadtrand (Wellenburger Straße/Wasenmeisterweg) bis hoch zur Ulmer Straße asphaltiert und praktisch ohne Verkehr gelangen. Wie großartig ist das denn bitte?

Bliebe die Frage, wieso das eigentlich als Freizeitverbindung deklariert wird. Freizeit hört sich für mich nach Schönwetterradeln an, und bei schönem Wetter würde ich sicherlich den Weg direkt an der Wertach wählen. Andererseits kann es mir auch egal sein, welches Label der Weg bekommt, solange er nur existiert. Dann wäre allerdings immer noch interessant, ob die Auszeichnung als Fußweg mit lediglich „Fahrrad frei“ bestehen bleibt – bei dem geschätzt vier Meter breiten Weg durch den Sheridan-Park eh eine seltsam anmutende Wahl. Wenn man hier bewusst dem Fußgänger Vorrang geben wollte, scheint es mir doppelt seltsam, wenn man dann eine Freizeitradelstrecke hindurch führt (wobei, Hochablass …) – treffen bei schönem Wetter am Wochenende RadfahrerInnen und FußgängerInnen nicht erst recht aufeinander?

Im Westen Augsburgs eine Nord-Süd-Achse (fast) par excellence

Und der interessanteste Part könnte die angesprochene Verbindung der beiden Areale werden. Hier muss irgendwie um den Westfriedhof herum gefunden werden (ich für meinen Teil fahre derzeit im Westen vorbei) und dann vor allem die Ackermannstraße überquert werden (die im Zuge der Linie 5 irgendwann in den nächsten Jahren noch komplett umgekrempelt werden muss). In meinen kühnsten Träumen schwebt mir da ja eine Art Grünbrücke vor, etwa wie bei der Roten-Tor-Umfahrung oder der B17-Ausfahrt Leitershofer Straße – keine Ampel, kein Kreuzungsverkehr, stattdessen ein grüngesäumter Weg. Die Anwohner der jeweiligen Viertel hätten wohl nichts dagegen, die ansässigen Geschäfte erst recht nicht, da die Ackermann als „gefühlte“ Barriere für Fuß- und Radverkehr entfällt und den Einzugsbereich vergrößert. Eine banale Brücke und selbst eine Unterführung würde ich aber auch nehmen. Mal sehen, ob die Realität mehr als ein paar Wegweiser hergibt.