Die AGFK über Augsburg: Alles gut?
Also, nix für ungut. Dass in Augsburg der Wille existiert, den Radverkehr zu fördern, dass dieser Wille mit dem Projekt Fahrradstadt2020 und einer klaren Terminierung durchaus substantiell ist und dass man sich externe Hilfe bei einem renommierten Verkehrsplaner holt – alles ok. Und vielleicht ist ja auch nur dieser Artikel schlecht geschrieben, denn wie kann man einleiten mit:
Wo aber steht Augsburg heute, wie fahrradfreundlich ist die Stadt im Oktober 2015?
um dann zu schreiben:
Hervorzuheben sind die geplante Eröffnung einer weiteren Fahrradstation am Bahnhof im nächsten Jahr, das Projekt „Fahrradstadt 2020“, mit einem klaren Konzept zur Radverkehrsförderung, bei dem u. a. der Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2020 auf 25 % steigen soll.
Geplant. Steigen soll. Das bringt der Radfahrerin und dem Radfahrer HEUTE alles rein gar nichts. Der/die wird HEUTE von einem bis in den späten Sommer hinein verzögerten Haushalt ausgebremst, dank dem reineweg NICHTS substantielles passierte, was über weiße Striche auf Straßen hinaus geht – und über die ließe sich in Mindestbreite entlang von Längsparkreihen mehr als trefflich streiten.
Ja, kürzlich starteten die Bauarbeiten an der Luitpoldbrücke, welche einen der Geburtsfehler dieser Brücke endlich eliminieren wird. Nächstes Jahr. Eine Fahrradstation am Bahnhof wird sicher auch super. Simple Radständer am Nordende des Bahnhofs für kleines Geld, die man selbst ohne genehmigten Haushalt wohl hinbekommen hätte, würden aber auch HEUTE helfen. Im Gegensatz zu einer PKW-fixierten Innenstadt-Kampagne. Für 100.000 Euro.
Den Willen, ja, den Willen will ich Augsburg keinesfalls absprechen. Auch nicht, dass im Hintergrund viel passiert. Aber STAND HEUTE, ergo die messbaren, spürbaren Ergebnisse aus der Arbeit der letzten Jahre, kommen noch nicht auf der Straße an. Die Art und Weise, wie das Ziel der Radverkehrsanteilsteigerung konkret erreicht werden soll, ist nach außen weiterhin nicht klar kommuniziert (sollte der Radverkehrsplan nicht „im Herbst“ erscheinen?).
Man darf der Stadt Augsburg gerne bescheinigen, dass sie bemüht ist. Aber wir alle wissen, was das im Zeugnis HEUTE bedeutet.
Hallo,
spannender Blog, ich bin gespannt, was sich in Augsburg noch alles tut. Und eine kritische Stimme ist immer wichtig (auch wenn man darauf achten sollte, die in den Behörden Involvierten (viele Kommunen setzen da gar niemanden ein) und Ihre Bemühungen nicht generell niederzumachen – denn diese Damen und Herren sind eher Verbündete als Bremser; sind sie erst einmal frustriert weil nur geschimpft wird, geht oft noch weniger; Beispiele dafür gibt´s genug) . Aber wie gesagt, man(n) muss ja auch nicht alles super finden und sich mit Kleinigkeiten oder z.T. sehr kurz gedachten Lösungen zufrieden geben.
Anyhow- was ich eigentlich schreiben wollte. Da ich nun mal den oben zitierten Artikel verfasst habe, wollte ich darauf hinweisen, dass es im Sinne einer fairen Auseinandersetzung mit der Thematik ganz nett wäre, die Auszüge aus dem Artikel in dem Kontext zu zitieren, in dem sie stehen.
Die Frage, wo Augsburg 2015 steht, bezieht auf einen festgelegten Kriterien-Kataloges (in der PM Standards genant), dessen Umsetzung am 8.10. vor Ort überprüft wurde. Dass darüber hinaus weitergehende Bestrebungen, die nicht auf diesem Kriterien-Katalog beruhen, lobend erwähnt werden, hat nichts mit dem Stand der Dinge 2015 zu tun – was der Artikel auch nicht aussagt.
Dass man als passionierter Radfahrer die kommunalen Lösungen oft (zu) langwierig und nicht ausreichend findet, kann ich aus eigener Erfahrung nachvollziehen; unsere Städte sind eben oft noch viel zu autogerecht.
Also, generell sind wir da denke ich einer Meinung, wollte aber als direkt kritisierter Autor (schlecht geschriebene PM) zumindest mal freundlich drauf hinweisen.
Nun, da steht ja auch _vielleicht_ schlecht geschrieben 😉 Dass die lobenden Erwähnungen sich auf weitergehende Bestrebungen über die Kriterien hinaus bezogen, habe ich so nämlich nicht gelesen. Vielleicht habe ich aber auch schlecht gelesen? Den Kriterien-Katalog oder gar den Prüfbericht konnte ich bei der AGFK Bayern nicht finden.
Auf Facebook habe ich auf einen Kommentar hin versucht, meinen Standpunkt ein wenig deutlicher darzulegen. Denn ich sehe durchaus den Willen zu Veränderung und weiß aus eigener Erfahrung (wie wahrscheinlich viele andere auch), dass das ständige Kontra von Unbeteiligten (im Sinne von: keinen Einblick in den kompletten Umfang der Arbeiten und den Einflüssen, die zum Ergebnis führten) enorm … enervierend sein kann. Und ich sehe natürlich auch den Sinn und die Notwendigkeit von positiver PR (im weitesten Sinne auch ein Teil meines Berufs).
Aber manchmal trifft so eine Meldung auch einen Nerv, und das war hier der Fall. Das musste raus und da stehe ich dazu. Ich bemühe mich hier, auch positive Entwicklungen festzuhalten, aber alles in allem sehe ich die Stadt noch in keiner Position, übermäßig stolz auf das Erreichte zu sein. Noch heute kocht es zum Beispiel in mir hoch, wenn wieder einmal die heilige „Ost-West-Achse“ freudestrahlend erwähnt wird – ein Murks vor dem Herrn, der aus Politikersicht aber offensichtlich ein vorbildliches Meisterwerk ist, an dem jedwede Kritik abperlt. Die Stadt bekommt von mir gerne ein Lob, aber nicht unbedingt für das, wofür sie sich selbst lobt.