Der Siebentischwald
Wenn es eine Strecke gibt, die ich liebe, die mich zugleich aber auch zur Verzweiflung treibt, dann die durch den Siebentischwald (Siebenbrunner Straße, Spickelstraße, Ilsungstraße) und in Verlängerung davon die Fahrradstraße Dr.-Ziegenspeck-Weg/Professor-Steinbacher-Straße. Von der Strecke durch den Stadtwald habe ich schon oft genug geschwärmt: kein nennenswert weiterer Weg verglichen mit der Haunstetter Straße, keine Ampeln bis zum Roten Tor, kein Lärm, kein Abgasdreck, keinerlei Kraftverkehr (ausgenommen Forstarbeit).
Als Strecke im Sinne einer Route kann man den Stadtwald nur lieben. Als Strecke im Sinne einer Straße fällt das hingegen schwer. Kurzum: Die Straßen sind allesamt broken beyond repair. Da kann gerne Jahr für Jahr ein Trupp Kaltasphalt in jedes dritte Schlagloch kippen, dafür gehen nebenan drei neue auf – ganz zu schweigen von den Füllungen, die ihrerseits wieder Schlaglöcher bekommen. Schlaglochenkel, sozusagen. Auf der 5-6 Meter breiten Strecke sollten locker 4 RadfahrerInnen nebeneinander Platz finden. Tatsächlich kann man abschnittsweise nicht einmal zu zwei nebeneinander fahren, solange eine/r von beiden kein Fan von Offroad-Trails ist.
Natürlich sind die besagten Straßen nicht die einzigen in Augsburg, die in einem bemitleidenswerten Zustand sind. Und in der langen Liste der Prioritäten dürften viele Straßen weiter oben stehen – wobei man diese Prioritäten gerne einmal diskutieren dürfte. Der Stadtwald als Natura-2000- sowie Trinkwasserschutzgebiet macht die Sache zugegebenerweise auch nicht einfacher. Nicht falsch verstehen: Die Entwicklung, die hier genommen wurde, ist absolut vorzeigens- und schützenswert. Was hier schon in den 70er Jahren begonnen wurde, gibt es so sicher nicht allzu oft.
Das Schutzgebiet als vorschnelles Totschlagargument gegen eine Sanierung der Straßen will ich so ohne weiteres aber nicht gelten lassen. Für das Natura 2000 gilt zwar ein starkes, aber eben auch schwammiges „Verschlechterungsverbot“, das durchaus Verhandlungsspielraum lässt. Eindeutiger ist da das Trinkwasserschutzgebiet. Praktisch der gesamte Stadtwald ist, wenn nicht direktes Fassungsgebiet, so doch engeres Schutzgebiet. Der Straßenbau ist in dieser Zone explizit untersagt.
Wobei Straßenbau wohl nicht dasselbe ist wie eine Sanierung. Die Siebenbrunner Straße zeigt im Bereich des Grenzgrabens ganz eindeutig, dass hier ein Stück der Straße grundlegend saniert wurde. Auf Abschnitten der Spickelstraße wurde ca. 2010-2012 die Oberfläche großflächiger mit einer neuen Deckschicht versehen, einem „großflächigen Flicken“, würde ich es laienhaft beschreiben. Erst vor kurzem wurden fancy schmancy neue Schranken in Siebenbrunn, am Eiskanal und an der Sportanlage Süd installiert – und dafür die Fahrbahndecke ebenfalls komplett entfernt und erneuert. Und auch die Straße von Siebenbrunn zum Klinikum Süd liegt komplett im engeren Schutzgebiet – und wurde 2009/2010 (?) auf voller Länge grundlegend erneuert.
Man kann also ganz offenbar schon mehr tun als ein paar Kübel Asphalt in allzu große Schlaglöcher zu füllen. Und selbst wenn der punktuelle Eingriff an den Schranken nicht vergleichbar ist mit einer Erneuerung mehrerer Kilometer Straße mitten im Wald, so scheint mir die großflächige Ausbesserung in der Spickelstraße einen möglichen Mittelweg aufzuzeigen.
Man müsste vielleicht nur wollen?