Video-Link: https://youtu.be/TVxC48d4OAc
Radfahren im Winter, die andere Seite
Das … Seltsame? Tragische? Vielsagende? Das jedenfalls vorweg: Die meisten Stellen, die es am Montag Vormittag – nachdem es den Samstag über toujours geschneit hat, es den ganzen Sonntag aber bei rund 0 Grad trocken blieb – hinsichtlich des Winterdienstes zu bemängeln gab, hätte ich benennen können, ohne überhaupt loszufahren.
In manchen Straßenzügen wie der Friedberger Straße ist ganz offensichtlich der Wurm drin in den Abläufen, seit Jahren ist der Radstreifen dort zumindest punktuell (sehr) schlecht geräumt. Im Stadtwald, der durch Schranken für den motorisierten Verkehr gesperrt ist, wird es noch dreihundert Jahre dauern, bis endlich um die Schranken herum geräumt wird. Die Prinzregentenstraße ist notorisch schlecht geräumt bzw. wird durch den Lieferverkehr im Bereich des Radfahrstreifens hoffnungslos mit Schnee zugeschüttet. Auf der Ost-West-Achse wird durch zahlreiche Parkplätze am Rand immer wieder Schnee auf die Radspur gebracht, der dann nie weggeräumt wird. Auf der Ableitung zur Pferseer Unterführung hält sich vermutlich bis heute ein Gletscherüberrest der letzten Eiszeit.
All diese Stellen kann jeder benennen, der nur ab und an im Winter auf dem Rad sitzt. Verwunderlich, dass es der Winterdienst offenbar nicht kann. Es fehlt entweder am Gespür oder am Gerät oder an den finanziellen Mitteln. Oder an allem davon. Das macht noch keinen schlechten Winterdienst. Aber halt auch keinen, der es einem leicht macht, Mitmenschen gegen die üblichen Vorbehalte vom Radfahren im Winter als völlig normale Verkehrsmittelalternative zu überzeugen. Wenn Radspuren auch nur abschnittsweise so voller Schnee/Matsch/Eis sind, dass man dem vorbeidonnernden LKW unangenehm (wir reden noch nicht von gefährlich) nahe kommt, dann schreckt das Menschen ab. Wenn sie nach dem Überqueren einer Kreuzung keine freie Auffahrt finden, schreckt sie das ab, egal wie frei der Weg vor und nach dem Hindernis ist. Wenn auf gemeinsamen Fuß- und Radwegen nur die Hälfte geräumt ist, schreckt sie das ab – und lässt sie am nächsten Morgen wieder ins Auto steigen. Dessen Wege sind nämlich nicht nur zur Hälfte geräumt, dessen Wege führen nicht durch hingeschobene Schneehaufen.
Update: Hier die besonders missratene Theater-Kreuzung einen Tag später nochmals aus drei Richtungen befahren.