Der Ausbau der Linie 3
Der Bau der neuen Tram-Strecke ist auch für andere Verkehrsteilnehmer ein Gewinn. So entsteht ein neuer Radschnellweg durch den Ausbau der Nord-Südverbindung Postillionstraße – Rieslingstraße – Guldenstraße – Augsburger Straße.
Auf der eigens eingerichteten Webseite kann man sich seit März die Pläne der verlängerten Linie 3 ansehen – und was sie so für den Radverkehr mit sich bringt. Ein „neuer Radschnellweg“ klingt natürlich verlockend. Verbindliches birgt der Begriff Radschnellweg allerdings derzeit – außer in NRW – noch nicht. Aber paraphrasiert darf man wohl annehmen, dass damit ein Verkehrsweg gemeint ist, der eine dezidierte Trasse für Radverkehr bietet und breit genug zum Überholen bei Gegenverkehr ist. Tatsächlich kann man im weiteren Verlauf lesen:
Die Postillionstraße, die in die Rieslingstraße übergeht, wird zwischen Roggenstraße und Markungsgrenze Föllstraße zum Fuß- und Radweg umgebaut.
Ein Blick auf die Pläne zeigt, dass entweder bewusst unterschiedliche Wegarten geplant sind, oder dass mit den Begriffen etwas sorglos umgegangen wird: Zwischen Roggenstraße/Kunstmühlweg (Haunstetter Freibad) und Oberem Feldweg ist von einer Rückstufung zum Fuß-/Radweg die Rede, zwischen Oberem Feldweg und Brahmsstraße von einer Rückstufung zur Fahrradstraße, danach wieder zum Fuß-/Radweg, um schließlich direkt an der Kreuzung mit der Föllstraße einen „Umbau zur Fahrradstraße mit Fußweg“ zu erwähnen. Zwar könnte auch in einer Fahrradstraße der Kraftverkehr untersagt werden, mit einem Fuß-/Radweg wird die Verbindung für den Kraftverkehr aber definitiv gekappt – ein durchaus bemerkenswerter Einschnitt. Denn die Postillonstraße ist mittlerweile ein recht rege genutzter B17-Zubringer – trotz verordnetem Tempo 30.
An dieser Stelle lohnt der Blick etwas weiter in die Zukunft, wenn westlich der Postillonstraße der geplante Stadtteil Haunstetten Süd/West entstanden sein wird. Die Postillonstraße, die heute noch am Ortsrand verläuft, schneidet dann quer durch ein komplettes Wohnviertel. Eine solche Querung explizit für Rad- und Fußverkehr hat schon etwas für sich. Und was heute noch einen deutlichen Einschnitt für Kraftfahrer bedeutet (bzw. für Anwohner der Inninger Straße, in die sich der jetzige Verkehr der Postillonstraße verlagern würde), spielt zukünftig keine Rolle mehr, da sich im neuen Viertel sicher eine entsprechende Ersatzroute bildet. Dass aber die Rückstufung der Postillonstraße überhaupt unmittelbar vor der Tür steht oder nicht vorerst doch alles beim Alten bleibt, kann ich aus den Plänen nicht ablesen – die Rückstufung ist nicht Teil der Planfeststellung im Rahmen der Linie 3.
Vom tatsächlichen Zeitplan der Umsetzung einmal abgesehen lässt sich immerhin ablesen, dass man den (motorisierten) Durchgangsverkehr aus der Postillonstraße schaffen möchte, was erfreulich ist. Allerdings scheint der Begriff eines Radschnellwegs anhand der in diesen Plänen verfügbaren Informationen arg überstrapaziert. Bei einer Rückstufung zum Fuß-/Radweg wäre an den diversen Kreuzungspunkten anzunehmen, dass die querende Straße Vorfahrt genießt – das jedoch läuft einem der Kerngedanken eines Radschnellwegs zuwider. Mit einer Fahrradstraße wäre zwar die Vorfahrt realisierbar, doch spätestens ab der Guldenstraße zeigen die Pläne sowieso nur noch eine herkömmliche Straßengestaltung mit Radstreifen. Das kann auch völlig in Ordnung sein, trifft aber eben nicht das, was man auch nur vage als „Radschnellweg“ bezeichnet. Zuletzt könnte man auch noch die Frage stellen, wie sinnvoll die Bezeichnung Radschnellweg für eine Route wäre, deren Start und Ziel doch einigermaßen willkürlich im Irgendwo liegen – auf Augsburger Seite müsste die Route schon mindestens bis zur Universität sinnvoll weitergedacht werden, um ein lohnendes Verkehrsziel anzubinden.
Solange man aber den „Radschnellweg“ eher als marketingtechnischen Übereifer betrachtet und links liegen lässt, weiß die sich abzeichnende Planung durchaus zu gefallen. Wie genau der Weg ausgestaltet wird ist beileibe nicht unerheblich, doch dass der motorisierte Durchgangsverkehr ganz offenbar unterbunden werden soll, ist der zentrale Punkt. Die Frage bleibt, ob die Umgestaltung zeitgleich mit dem Bau der Linie 3 stattfindet – also einigermaßen absehbar bis ca. 2021 – oder ob man damit zugunsten des Kraftverkehrs bis zum Entstehen des neuen Stadtteils (samt zusätzlicher B17-Auffahrt und damit verbundener Entlastung der Inninger Straße) wartet. Letzteres läge dann eher 10+ Jahre in der Zukunft.