IHK sagt IHK-Sachen

Vielleicht kennt man bei B4B Wirtschaftsleben Schwaben auch Betteridge’s Law of headlines. In dem Fall: Kudos für die versteckte Spitze gegen die IHK-Aussagen 

K&L Ruppert verlässt die Augsburger Innenstadt – Parkplatzmangel schuld?

Denn die IHK, angestupst durch die K&L-Ruppert-Filialaufgabe in der Innenstadt, trällert natürlich alsgleich wieder das eine Lied, das sie irgendwann in den 60ern mal gelernt hat:

Wir brauchen die Gleichberechtigung aller Verkehrs-Träger einschließlich des Individual-Verkehrs für die Kunden aus dem Umland, wenn wir den Handels-Standort Innenstadt weiter stärken und eine Abwanderung von Unternehmen und Kunden auf die ‚grüne Wiese‘ vermeiden wollen

und

Deshalb muss bei der weiteren Diskussion über das Stadtentwicklungs-Konzept die Erreichbarkeit des Zentrums auch mit dem Pkw wieder stärker in den Fokus rücken

Nein. Einfach: nein. Auf sehr sehr vielen Ebenen: nein.

Eine Gleichberechtigung aller Verkehrsträger – ja, die brauchen wir tatsächlich. Nur habe ich das unstete Gefühl, dass das gerade eben nicht zu dem führen würde, was die IHK aus ihrer Buchstabensuppe zusammensortiert hat.

Wegequalität

So gerne ich ja an der Wertach entlang fahre, auch noch im Stadtgebiet bis unter die Wertachbrücke hindurch: die Auffahrt am Ende auf die Äußere Uferstraße ist schon ein arger Quatsch. Gegen den Grad der Steigung wird man nicht viel machen können, der Platz, um den Höhenunterschied zu überwinden, ist nun einmal begrenzt. Aber ob eine wassergebundene Decke – zumindest in dieser Ausführung und/oder dem Grad der Instandhaltung – hier die beste Wahl ist? Der Belag ist eher mit „Geröll“ gut umschrieben: scharfkantig und grob. Möglicherweise ist feineres Material, wie es auf dem Wertachweg sonst verwendet wird, noch rutschiger und erodiert noch schneller, aber vielleicht könnte man dann doch über eine Asphaltierung oder ein Pflaster oder *wasauchimmer* nachdenken, das Rad- und Fußgängern gleichermaßen mehr entgegenkommt?

Kunde == Autofahrer

Hand hoch, wer das Gefühl hat, mit entsprechend ausgetauschten Namen und Orten könnte man das hier als glaubhafte Auseinandersetzung in der eigenen Stadt verkaufen.

Wer in massiver Weise Pkw aus der City verdrängen wolle und weiteren Parkraum zugunsten von Radverkehr opfere, erschwere Kunden und allen anderen Interessierten den Zugang zur Innenstadt, klagt der Handelsverband. Eine einseitig ausgerichtete Verkehrspolitik gefährde den Standort Wiesbaden […]

Es ist rhetorisch immer dasselbe. Kunden scheinen nur Menschen zu sein, die mit dem Auto kommen. Und eine Verbesserung für den Radverkehr ist stets eine „einseitige“ Verkehrspolitik – was die Fokussierung auf das Auto in den letzten Jahrzehnten anscheinend nicht ist.

Der Regionalbereich Wiesbaden des Handelsverbands Hessen-Süd erklärt: Eine Verkehrswende ist unnötig.

Ja dann wäre das ja geklärt. Alles ist super ganz genau so, wie es ist. Außer, dass es das eigentlich nicht ist, wie eine repräsentative lokale Studie ergibt:

Wenn es um die Wünsche nach Verbesserungen geht, halten 61 Prozent aller Befragten Maßnahmen zur Entspannung der Parksituation in den Wohngebieten der Innenstadt für vordringlich. 57 Prozent wollen vor allem, dass Maßnahmen für Fahrradfahrer ergriffen werden. Interessant: Jüngere Befragte halten verkehrspolitische Maßnahmen tendenziell für dringlicher als ältere.

Schön auch diese Erkenntnis:

Um den Parkplatzdruck zu senken, will der Stadtrat prüfen, weitere Flächen zu bewirtschaften und zu versuchen, dafür auch private Grundstücke zu nutzen. „Wir wissen aber auch, dass es in der Beurteilung der Parkzufriedenheit immer eine Unzufriedenheit geben wird. Nicht nur in Wiesbaden. Das Stellplatzangebot ist zu gering oder zu teuer oder beides.“

Jetzt müssen wir noch lernen, dass, wenn wir es den parkplatzsuchenden Autofahrern eh nicht recht machen können, es auch ENDLICH NICHT MEHR VERSUCHEN. Die einzige Lösung der überfüllten Innenstädte sind weniger Autos, nicht noch mehr Aufbewahrungsplätze dafür. Aber ach …

Regelkonform Radfahren im Wohngebiet

Radfahren ist großartig. Das ist kein Widerspruch zu all dem Gemeckere hier, es ist der Grund dafür. Die Lust am Radfahren auch meinem Nachwuchs mitzugeben, ist mir wichtig. Es sollte daher nicht verwundern, dass ich beim Radfahren mit Kind aus der Haut fahren könnte.

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Pläne für die Gögginger Straße

Huch! Ich lasse die Ankündigung einfach mal so stehen: Die Waschbetonplatten, welche die Radwege entlang der Gögginger Straße „zieren“, werden zumindest auf einem Abschnittzwischen Muesmann- und Eichleitner stadteinwärts entfernt. Stattdessen wird der Weg dann endlich ordentlich asphaltiert. Warum nur und ausgerechnet dort, bleibt ein Geheimnis. Außerdem soll die vorhandene Radspur in der Donauwörther Straße auf ein zeitgemäßeres Maß verbreitert werden (beide Richtungen, noch ohne das Stückchen bis zur Wertachbrücke).

Eine 4+ für Augsburg

Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklimatests sind da – und siehe da: Augsburg klettert weiter. Die Durchschnittsnote 3,7 steht zu Buche und damit Platz 11 von 39 (oder gar Platz 1 von 3 unter den bayerischen Großstädten, nach 3,9 2014 und 4,2 2012).

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Plakate gegen Abbiegeunfälle?

Vielleicht dringen ob dieser Idee sowohl mein skeptisches als auch mein gestalterisches Ich ein wenig zu sehr an die Oberfläche, aber: Plakate (insbesondere derart schlechte) an Kreuzungen mit dem Hinweis, beim Abbiegen doch bitte auf Radfahrer zu achten? Angeblich will Regensburg damit „gute Erfahrungen“ gemacht haben, wie auch immer genau das evaluiert worden sein mag.

Wenn ich mir aber einige Kreuzungen vor Augen führe, ist das letzte, was man dort gebrauchen kann, noch mehr Zeug, das herumhängt. In all dem Wust an Wegweisern, Markierungen und verschiedenen Ampeln soll ausgerechnet ein reichlich unübersichtlich gestaltetes Plakat an die Selbstverständlichkeit eines Schulterblicks erinnern? Und lese ich bei Rechtsabbiegerunfällen mit LKW nicht immer, dass der Fahrer einen sowieso nicht hätte sehen können – was impliziert, dass ja sehr wohl geschaut wurde, aber ach … der tote Winkel.

Gut, auch an Selbstverständlichkeiten darf man mal erinnern – vielleicht brauchen wir tatsächlich eine solche Kampagne. Aber kam aus Regensburg nicht auch schon die „Geisterradler gefährden“-Idee? Puh.

Fahrrad frei Autobahnen

Durch die ehemaligen Sheridan- und Reese-Kasernen verläuft ein identisch angelegter, knapp 5 Meter breiter Weg. Bis auf das noch nicht wirklich definierte Stückchen um den Westfriedhof herum lässt es sich hier vom südlichen Zipfel Pfersees bis hoch zur Ulmer Straße abseits von Verkehr und Ampeln fahren.

Fahren? Im Sheridan-Park ist der Weg als „Fahrrad frei“-Gehweg markiert. Ob der Breite des Weges (und der Bezeichnung der Route als „wichtige Freizeitverbindung“ seitens der Stadt) scheint das schon verwunderlich. Nur hat man dieselbe Beschilderung im Reese-Areal (bislang?) irgendwie vergessen. Das beginnt schon südlich kurz vor der Bgm-Ackermann-Str, wo die gerade Fortsetzung eines über 4 Meter breiten Fuß-/Radweges unvermittelt zum reinen Fußweg deklariert wird. Der daran anschließende Überweg über die Ackermann ist zwar noch mit einer Kombiampel versehen, die Radfurt wurde aber explizit entfernt. Und auf der anderen Straßenseite ist der Weg durch die Reesekaserne dann (bislang?) ebenfalls ein reiner Fußweg – ohne Freigabe.

Nun mag das, da das Reese-Areal noch nicht fertig ist, einfach ein Versäumnis sein. Der Fußweg allerdings ist schon lange fertig – wie kann man denn das kleine Zusatzschildchen einfach „vergessen“, wenn man es wenige hundert Meter weiter im Sheridanpark zig Mal aufgehängt hat? Warum beschildert man sehr großzügig dimensionierte Wege so explizit das Fahrrad ausschließend, obwohl Radverkehr dort ganz bestimmt nicht unbekannt ist?

Praktische Auswirkungen dürfte all dies so oder so nicht haben – das Fußgänger-only-Schild wird halt einfach ignoriert (und das Fahren darauf ziemlich sicher auch nicht geahndet). Und so bekommen sowohl all jene Recht, die auf die „Aufregung“ von Radfahrerproblemen immer sagen „Ja mei, stell dich nicht an, das ist doch so und so gemeint, das macht doch jeder so“, als auch jene, die feststellen, dass Radfahrer sich sowieso nie an Regeln halten. Hallelujah. Willkommen im schizophränen Dasein als Radfahrer.