’Ne Schippe Schnee

Was hilft ein freier Radweg, wenn die Auf- oder Ableitung nicht frei ist? Ein PKW rollt über eine solche kleine Menge Schnee einfach hinweg und es ist dabei egal, ob es weicher Matsch oder doch festgefrorenes Eis ist. Einem/r Radfahrer/in hingegen nicht. Dennoch ist Meinungskanon, dass Radwege weniger oft geräumt werden müssen als die Fahrbahn und Jahr für Jahr wiederholt sich das Bild, dass es vor allem die Auf- und Ableitungen sind, die schlampig geräumt werden bzw. durch das öfter wiederholte Fahrbahnräumen zugeschaufelt werden.

Winter mal so, mal so.

Der Winter war hier in Augsburg eher ein dreimaliger Tagesausflügler, aber hatte im Kleinen doch wieder alles zu bieten, was dem/der Radfahrer/in so begegnen kann. Da sind die stillen Wege an der verschneiten Wertach entlang, die unberührten Waldwege und das einsame Spurenfahren in kleinen Nebenstraßen. Und in der Stadtmitte? Bei meinen eher späten Radfahrten ins Büro waren praktisch alle Wege schon geräumt, das recht warme Wetter ließ den Schnee sowieso kaum liegen. Doch es waren wieder einmal die Übergänge von Hochbord-Radwegen zuRadstreifen auf der Farbahn (oder anders herum), die schlecht geräumt bzw. komplett zugeschoben waren. Kein Zweifel, für den Räumdienst sind dies die kniffligsten Stellen. Aber es sind eben auch für RadfahrerInnen die kritischsten Stellen (Wechsel vom separierten Radweg auf eine mit dem schnelleren PKW-Verkehr integrierten Radspur) und was hilft es, wenn der Radweg und die Radspur frei sind, aber der Weg von einem zum anderen nicht? Wie heißt es so schön? Das schwächste Kettenglied entscheidet über die Stärke der gesamten Kette. Ich für meinen Teil habe meine Wege in der Stadt kurz gehalten und die Wege am Fluss und im Wald gesucht. Anstrengender, und doch erholsamer.

Ableitungen done wrong

An manchen Stellen wird besonders offensichtlich, wie sehr der Radverkehr etwas ist (oder war), das man notgedrungen irgendwie in und um den Raum führen muss, der noch übrig bleibt, wenn man mit dem Autoverkehr fertig ist. In der Stätzlinger Straße stadteinwärts muss/darf man kurz vor der Brixener Straße auf die Fahrbahn, da der Fuß-/Radweg zu schmal wird. Das Ganze ist noch ganz löblich per Schild und Fahrbahnverengung – um die einbiegenden RadfahrerInnen zu schützen – angekündigt. Aber die Ableitung auf die Fahrbahn selbst ist dann haarsträubend. Man bedient sich einfach der Hofausfahrt des Autohauses. Ach, die ist ein bisschen eng? Ja mei. Oh, der Asphalt ist da sehr holprig? Für RadfahrerInnen wird’s schon reichen.

Und ein bisschen später muss man wieder hoch aufs Hochboard. Und da sucht man sich ausgerechnet haargenau eine Bushaltestelle dafür aus statt vielleicht die Haltestelle nach hinten zu setzen und den Radverkehr davor auf der Fahrbahn vorbeizuleiten und erst danach zur Kreuzung aufs Hochboard?

Wobei ich mit der Stätzlinger Straße ganz grundlegend ein Problem habe, da ich mir nach der offensichtlichen Entlastung seit der AIC25 und der Anschlussstelle Südtiroler Straße eine Beruhigung des Verkehrs und eine radweglose Umgestaltung gewünscht hätte. Stattdessen wurde der Radweg trotz umfangreicher Eingriffe zur Pflanzung der „Ausgleichsbäume“ belassen. Ach ach ach.

Radführung auf der Langenmantelstraße

Wie ich erfahren durfte, steht die Langenmantelstraße auf der Aufgabenliste für 2015. Der Autoverkehr fließt hier vierspurig (Tempo 50), in der Straßenmitte verläuft die Straßenbahnlinie. Die ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass der Radverkehr auf einem Teilstück vom Hochboard auf die Fahrbahn geleitet wird. Dort allerdings fehlt jedwede Hilfestellung – keine Radspur, kein Schutzstreifen, stadteinwärts noch nicht einmal ein Schild, das vor RadfahrerInnen warnt (oder ich habe es übersehen).

Dabei ergibt es durchaus Sinn, den Radverkehr hier auf der Fahrbahn zu leiten – eben wegen der Straßenbahnhaltestelle. Und spätestens zu Plärrerzeiten will niemand freiwillig auf dem Hochboard fahren. Insofern ist die Auszeichnung als reiner Fußweg völlig nachvollziehbar. Unglücklich ist jedoch nicht nur, dass man als RadfahrerIn auf der Fahrbahn so alleine gelassen wird, sondern dass man erst auf halbem Wege auf die Fahrbahn geleitet wird. Das ist mindestens stadteinwärts problematisch, da man als „Einbieger“ auf die Fahrbahn (direkt am Fußgängerschild ist ein abgesenkter Randstein) besser eine Verkehrslücke abwartet als darauf hofft, dass der Autoverkehr mit dem/der RadfahrerIn rechnet. Einigermaßen sinnlos ist auch, dass der Radverkehr stadtauswärts (Richtung Wertachbrückenkreuzung) wieder aufs (enge) Hochboard zurückgeleitet wird, wo an der Ampel der Konflikt mit Fußgängern vorprogrammiert ist.

Wo auch immer der Platz für eine Radspur oder (wahrscheinlicher und ausreichend) einen Schutzstreifen kommen mag – vielleicht kann die Fahrspurbreite noch verringert werden? –, wünschenswert wäre, dass eine Radverkehrsführung auf der Fahrbahn entlang der kompletten Langenmantelstraße vorgesehen wird – das sollte die Zahl derer reduzieren, die bei einer Ableitung mittendrin einfach auf dem Fußweg bleiben. Auf jeden Fall aber sollten die Stellen, an denen der/die RadfahrerIn auf die Fahrbahn entlassen wird, baulich so gestaltet werden, dass man als RadlerIn nicht auf die Fahrbahn „einbiegt“, sondern einfach geradeaus weiterfährt, der Radweg also nahtlos in den Schutzstreifen übergeht. Das entschärft den Übergang auf die Fahrbahn vollständig und PKW können den Bereich der Überleitung nicht Schneiden. Stadtauswärts wäre zudem auch die Gesundbrunnenstraße mit einem Schutzstreifen zu versehen – aber das ist nochmal eine ganz eigene Geschichte.

Unsafe release

That’s what I call: unsafe release. Wenn man ganz leise ist, kann man das *puff* hören, in dem sich der Radweg in Wohlgefallen auflöst um den/die RadfahrerIn unvermittelt auf die Straße oder wahlweise auch die Bushaltestelle zu entlassen.

Einen Bonus-Award gibt es für das Straßenverengungsschild, das den FußgängerInnen auf dem Trampelpfad rechts im Bild (ja, die FußgängerInnen hat man hier noch mehr vergessen als die Radfahrer) irgendetwas mitteilen möchte, man weiß nur nicht genau, was.

Safe release

DAS ist ein safe release vom Radweg auf die Fahrbahn! Wenn man meckern wollte, dann höchstens, dass hier soviel Platz ist, dass man das auch ohne Verengung der Fahrbahn auf ein Maß geschafft hätte, bei dem keine zwei Autos mehr aneinander vorbei passen.