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Video-Link: https://youtu.be/7RLqOgAW9wY

Kreuzung Hollandaise

Bas Bergervoet hat dieses Video von Bicycle Dutch mit deutschem Text eingesprochen, womit es hervorragend zum Teilen mit Jedermann taugt. Aus Augsburger Sicht finde ich es doppelt interessant, da die Stadt in der glücklichen (?) Lage ist, demnächst aufgrund der geplanten Straßenbahnlinie 5 durch die Bgm.-Ackermann-Str. selbige mitsamt einiger großer Kreuzungen grundlegend neu gestalten zu müssen. Hier bietet sich die einmalige Möglichkeit, den Radverkehr von Beginn an nach aktuellen Erkenntnissen einzuplanen, statt nur im Nachhinein mit Farbe minimalen Raum zu markieren. Selbst mit einer platzraubenden Straßenbahn und der Notwendigkeit einer vierspurigen PKW-Führung bleibt wohl nirgends in Augsburg so viel Platz zu verteilen wie hier. Aber besonders an den Kreuzungen, die eher Autobahnab- und -auffahrten gleichen, kann nun eine zeitgemäßere Gewichtung der Verkehrsarten vorgenommen werden – sozusagen zum Nulltarif, weil sowieso kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Man wird sich voll und ganz auf die Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Raums konzentrieren können. Hoffentlich.

Quer durch Pfersee ohne Ampeln?

Welchen Weg ich morgens ins Büro nehme, hängt von allerlei Überlegungen ab: lang oder kurz (wieviel Zeit habe ich), links- oder rechtsrum (Wertach oder Lech), welches Rad nehme ich (weil, ihr wisst, n+1 …) und wie ist denn eigentlich das Wetter. Und mal bestimmt das Wetter das Rad, die Zeit den Weg oder auch das Rad die Strecke. Einer meiner Lieblingswege führt beispielsweise an der Wertach entlang. Aber wie das mit nicht asphaltierten Strecken so ist, je schlechter das Wetter, desto bäh. Nicht dass man bäh manchmal sogar sucht, aber für den Arbeitsweg muss es bei Regen und Matsch doch besser asphaltiert sein. Was mich ein weiteres Mal zum AZ-Artikel zum neuen Radwegenetzplan bringt:

Ein anderes Projekt aus dem Bereich Freizeitverbindungen will die Stadt schon in diesem Jahr bauen. Gemeinsam mit dem Umweltreferat soll die Lücke zwischen dem Sheridan- und dem Reese-Areal (4) geschlossen werden.

Von der Bebauung im Sheridan- und Reese-Park mag man halten, was man mag, aber die Areale eröffnen die großartige Möglichkeit, in Nord-Süd-Richtung durch Pfersee zu pflügen, unbehelligt von Ampeln und Verkehr. Im Sheridan-Park geht das bereits, das Reese-Gelände ist derzeit noch eine riesige Baustelle. Aber wenn das mal fertig ist und zudem das Stück zwischen den ehemaligen Kasernen sinnvoll geschlossen wird, kann man vom Gögginger Stadtrand (Wellenburger Straße/Wasenmeisterweg) bis hoch zur Ulmer Straße asphaltiert und praktisch ohne Verkehr gelangen. Wie großartig ist das denn bitte?

Bliebe die Frage, wieso das eigentlich als Freizeitverbindung deklariert wird. Freizeit hört sich für mich nach Schönwetterradeln an, und bei schönem Wetter würde ich sicherlich den Weg direkt an der Wertach wählen. Andererseits kann es mir auch egal sein, welches Label der Weg bekommt, solange er nur existiert. Dann wäre allerdings immer noch interessant, ob die Auszeichnung als Fußweg mit lediglich „Fahrrad frei“ bestehen bleibt – bei dem geschätzt vier Meter breiten Weg durch den Sheridan-Park eh eine seltsam anmutende Wahl. Wenn man hier bewusst dem Fußgänger Vorrang geben wollte, scheint es mir doppelt seltsam, wenn man dann eine Freizeitradelstrecke hindurch führt (wobei, Hochablass …) – treffen bei schönem Wetter am Wochenende RadfahrerInnen und FußgängerInnen nicht erst recht aufeinander?

Im Westen Augsburgs eine Nord-Süd-Achse (fast) par excellence

Und der interessanteste Part könnte die angesprochene Verbindung der beiden Areale werden. Hier muss irgendwie um den Westfriedhof herum gefunden werden (ich für meinen Teil fahre derzeit im Westen vorbei) und dann vor allem die Ackermannstraße überquert werden (die im Zuge der Linie 5 irgendwann in den nächsten Jahren noch komplett umgekrempelt werden muss). In meinen kühnsten Träumen schwebt mir da ja eine Art Grünbrücke vor, etwa wie bei der Roten-Tor-Umfahrung oder der B17-Ausfahrt Leitershofer Straße – keine Ampel, kein Kreuzungsverkehr, stattdessen ein grüngesäumter Weg. Die Anwohner der jeweiligen Viertel hätten wohl nichts dagegen, die ansässigen Geschäfte erst recht nicht, da die Ackermann als „gefühlte“ Barriere für Fuß- und Radverkehr entfällt und den Einzugsbereich vergrößert. Eine banale Brücke und selbst eine Unterführung würde ich aber auch nehmen. Mal sehen, ob die Realität mehr als ein paar Wegweiser hergibt.

Radwege über die Ackermannstraße

steffelblog:

Was für ein Abenteuer.

Die Straßenbahnlinie 5 wird noch unser aller Liebling, wenn im Zuge des Baus die Ackermannstraße entlang zwangsläufig eine Menge verändert werden muss. Im besten Fall kommt die Stadt Augsburg im Rahmen der Fahrradstadt 2020 selbst auf die Idee, sämtliche Kreuzungsbereiche hinsichtlich der Radverkehrsführung zu modernisieren. Oder wir alle müssen die Stadt die nächsten Jahre laufend daran erinnern, dass der derzeitige Zustand … wie soll ich sagen … scheiße ist.

Mut zum Hindernis

Die Radspur auf der Hagenmähderstr. (wird kurz vor der Kreuzung mit der Ackermann zur Kriegshaberstr) ist manchmal Gold wert – hier staut sich der Verkehr nicht selten bis zum Kreisverkehr zurück, auf der Radspur fährt es sich bequem daran vorbei. Suboptimal wird es erst im Kreuzungsbereich.

Ein gutes Stück vorher endet die Radspur, der Radler muss sich zwischen Geradeaus- und Abbiegespur mit dem Autoverkehr arrangieren. An sich kein Problem, wenn es hier nicht sehr eng zuginge. Bei PKW führt das zu sehr geringen Überholabständen, LKW kommen erst gar nicht vorbei, ohne die eigene Spur zu verlassen.

Will man die Kreuzung geradeaus überqueren, suggeriert die Ampel, der Radverkehr solle möglicherweise mit den Fußgängern die Straße queren (Fußgänger- und Radsymbol). Wobei sich die Frage stellt, wie man überhaupt auf die Verkehrsinsel kommen sollte. Vielleicht ist die aber auch eher für den abbiegenden Radverkehr aus der Ackermannstr. kommend gedacht. Doch auch dieser fährt auf diesem Wege nach der Überquerung ins Nichts. Denn auf der gegenüberliegenden Straßenseite findet sich nur ein Fußweg wieder (dass man mit etwas Pech auch noch doppelt an den drei Ampeln steht, sei nur nebenbei erwähnt). Als Radler muss man also über die Rechtsabbiegespur aus der Ackermannstr. wieder auf die Kriegshaberstraße zurück – und hat Vorfahrt achten. Wieder warten.

Geradeausfahrer werden in der Regel einfach ganz normal auf der Fahrbahn zusammen mit dem Autoverkehr die Ackermann queren. Die geringe Fahrspurbreite setzt sich aber auf der anderen Seite fort, die Linksabbiegerspur des Gegenverkehrs ist in aller Regel voll besetzt, sodass es überholenden PKW zusätzlich an Platz mangelt. Und ja, viele PKW drängeln sich hier noch im Kreuzungsbereich vorbei – nachvollziehbar, da in den Grünphasen so viele wie möglich über die Ampel kommen möchten.

Als Radler fühlt man sich hier stets als Hindernis. Klar, man ist ja auch eines, aber nur eines wie jedes andere Fahrzeug auch. Leider eben aber eines mit geringerer Akzeptanz – über einen langsamen Traktor/LKW/PKW würde sich der Verkehr dahinter auch ärgern, aber wohl nicht versuchen, nicht daran denken, ihn im Kreuzungsbereich zu überholen.

Wie dem auch sei, der gesamte Kreuzungsbereich könnte sicher auch für alle Teilnehmer moderner gestaltet werden. Der Platz mag eng sein, aber im direkten Kreuzungsbereich ließe sich allein schon durch Reduzierung der Inseln Platz gewinnen. Nachdem die Straßenbahnlinie 5 hier wohl einmal entlang fährt (?), darf man ja hoffentlich mittelfristig auf einen Kreuzungsumbau hoffen.