Ach was.

Haben auch alle brav ihr überraschtes Gesicht auf?

Die gute alte Zeit

Dass Menschen ein Bild einer zugeparkten Straße hochheben, als sei dies ein erstrebenswerter Zustand aus der guten alten Zeit, zu dem man unbedingt zurückkehren möchte, ist schon ein kleines bisschen absurd, oder?

Werner Offenwanger, Wolfgang Kneißl und Adrian Vladescu (von links) haben noch Fotos aus der Zeit, als in der Deutschenbaurstraße vor ihrer Haustür noch geparkt werden konnte.

Those were the times, my friend.

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Kleines Ampelrätsel

Mit der Regeländerung (oder besser gesagt: dem Wegfall der Übergangsregel) zum 1.1.2017 hat es nichts zu tun, es ist eher einer dieser Fälle, an die beim Verfassen der StVO wohl keiner gedacht hat.

Abgebildet ist die Kreuzung der Stadtberger Straße stadtauswärts (führt links ums Eck) mit der Deutschenbaurstr (geradeaus) und der Leonhard-Hausmann-Straße (rechts ab). Das Hochbord rechts ist ein Fußweg, der mit „Fahrrad frei“ beschildert ist. Auf der anderen Seite der Kreuzung sieht man die gleichermaßen beschilderte Fortsetzung, die direkt in eine Ableitung auf die Fahrbahn übergeht (und den testhalber angebrachten Schutzstreifen).

Untypischerweise für einen Fahrrad-frei-Fußweg ist eine Radfurt markiert und eine Kombiampel angebracht. Möglicherweise war das Hochbord einstmals ein benutzungspflichtiger Fuß-/Radweg. Ebenso untypischerweise kann die Kombiampel grün zeigen, während die Allgemeinampel eine Rotphase zeigt – das dürfte der Fall sein, wenn der Verkehr aus der Deutschenbaurstr grün hat. Der Verkehr von dort hat meines Wissens keine Abbiegebeschränkung, darf also in alle Richtungen fahren.

Nach dem 1.1. geisterten viele Artikel durch die Landschaft, welche auf die „neue“ Regelung für Radfahrer an Ampeln hinwiesen. Fußgängerampeln gelten nicht mehr, in der Regel dafür die Allgemeinampeln, außer es gibt eigene Radampeln. Nun, das ist nicht verkehrt, aber ein Konstrukt wie hier hatte dabei eher keiner im Sinn. Darf (oder sollte) man als Radfahrer von der Fahrbahn kommend nun bei Allgemein-Rot aber Kombiampel-Grün losfahren und geradeaus in die Deutschenbaur fahren? Oder darf (sollte) man das nur vom Hochbord aus?

Der zweite Satz in der StVO die Regeln für Radfahrer an Ampeln betreffend besagt: „Davon abweichend sind auf Radverkehrsführungen die besonderen Lichtzeichen für den Radverkehr zu beachten“. Man muss sich als Radfahrer also auf dieser Radführung befinden, damit ein etwaiges Extrasignal gilt? Oder gilt es auch, wenn man sich gar nicht auf dieser Radführung befindet? Was ist die Radführung an dieser Kreuzung überhaupt? Ist eine Radfurt eine Radführung, wenn sie zwei nicht benutzungspflichtige Fußwege verbindet?

Eine rechtlich einwandfreie Beurteilung traue ich mir hier nicht zu, auch wenn intuitiv ein Halten auf der Fahrbahn und Fahren vom Hochbord nicht nur richtig, sondern einzig sinnvoll erscheint. Von der Fahrbahn aus würde ich nur fahren, wenn kein Verkehr herrscht. Oder eben vorher auf das Hochbord wechseln und von dort fahren – denn nur von dort kommend scheint es mir plausibel, dass der Abbiegeverkehr auf mich achtet. Paradoxerweise ist es hier also von Vorteil, auf dem Weg zu fahren, der für Radfahrer nur bedingt empfehlenswert ist (um nicht zu sagen: auf dem man eigentlich nie fahren sollte).

Möglicherweise sehen in solchen Kreuzungen auch nur Menschen einen möglichen Konflikt, die zu lange auf die StVO geschaut haben. Doch nachdem im Zweifelsfall (lies: Unfall) Versicherungen ins Spiel kommen, kommt der Wortklauberei durchaus Bedeutung zu. Meist kommt an dieser Stelle die irrsinnig hilfreiche Belehrung, man müsse als Radfahrer im Zweifel halt eher auf sein Recht verzichten. Aber das springt zu kurz: es sollte den Zweifel nicht geben. Nicht so oft. Nicht so unnötig. Die Unnötigkeit an dieser Stelle ist der Fahrrad-frei-Fußweg. Dieses Konstrukt schießt allzu oft quer und bringt eine Uneindeutigkeit in die Radführung, die mehr verwirrt als löst. An dieser speziellen Stelle wiegt der Umstand, dass der offensichtliche Vorteil der Benutzung des Fußwegs Radverkehr auf das Hochbord zieht. Doch warum macht man dann keinen anständigen Radweg daraus? Weil der Platz fehlt? Weil man nicht willens ist, den nötigen Platz zu schaffen? Also schafft man lieber eine uneindeutige Radführung? Na danke.

Langenmantel surprise, Deutschenbaur reloaded

Color me surprised. Die Reduzierung auf zwei Fahrstreifen in der Langenmaneltstraße ging (fast) geräuschlos über die Bühne. Natürlich nicht ohne den einen üblichen Betonkopf:

Widerspruch kam von CSU-Stadtrat Günter Göttling: Er stehe hinter dem Projekt „Fahrradstadt 2020“, doch dürfe nicht alles zulasten des Autoverkehrs gehen. Die Prognose, dass die Langenmantelstraße leistungsfähig genug bleibt, hinterfrage er. „Das hat man bei der Donauwörther Straße auch gesagt, als es um die Tram ging, und jetzt haben wir täglich Stau.

  1. Doch. Zu wessen Lasten denn sonst?
  2. War der gute Mann jemals in der Donauwörther Straße unterwegs, als sie noch vierspurig war?

Dass dies aber ein einzelner Einwand blieb, spricht Bände über die offenbare Überflüssigkeit der vier Spuren in der Langenmantelstraße. Und wer fragt sich jetzt nicht, für wieviele andere Straßen das wohl auch gälte?

Interessant auch, dass die Deutschenbaurstraße – die, mit Verlaub, am Ende der Welt liegt – so viel mehr Reibung erzeugt. Oder anders: dass der Wegfall von Parkplätzen (im Wohngebiet) mehr Widerstand erzeugt als der Wegfall einer Spur für den fließenden Verkehr.

Mir persönlich könnte die Deutschenbaur ja egaler nicht sein. Ich glaube nicht an die Bedeutung der Straße als Nord-Süd-Verbindung – da sehe ich die Verbindung durch die Sheridan- und Reese-Kaserne als wichtiger an. Und für diese Verbindung der Kasernenareale spielt, wie schon erwähnt, die Deutschenbaurstraße nur etwa 100 Meter weit eine Rolle. 100 Meter, auf denen derzeit schon ein Parkverbot gilt und ein Schutzstreifen überhaupt niemanden tangieren würde. Ich bezweifele, dass der Stadt konkrete Nutzerzahlen aus Verkehrszählungen vorliegen, welche die Wichtigkeit der Deutschenbaur als Radverbindung unterstreichen. Mir jedoch auch nicht Ich nutze sie einfach nicht, das mag für viele andere ganz anders aussehen.

Umso erfrischender empfinde ich den Kompromissvorschlag, einen Schutzstreifen temporär anzulegen. Probieren geht über Studieren! Interessant ist dann aber, wie das Feedback eingesammelt wird. Haters gonna hate, insofern halte ich einen Großteil der Beschwerden für vorhersehbar: „Da wird auf dem Streifen geparkt“, „Ich muss xxx Meter zum Auto laufen, wie soll das gehen mit Kind/Einkauf etc.“, „Da sind ja gar keine Radler unterwegs“. Letzteres dürfte gerade in den Wintermonaten ein prima Totschlagargument werden. Nichtsdestotrotz: Kudos fürs Probieren.

Über was reden wir überhaupt?

Ich kann mir gut vorstellen, wie in der Stadtverwaltung manche(r) mindestens innerlich die Augen verdreht, wenn von uns Radaktiven mal wieder eine(r) alles besser weiß und die beschwerliche Arbeit von mehreren Tagen/Wochen/Monaten nonchalant in Grund und Boden verwünscht. Ich möchte aber auch gerne wissen, welche Nachricht der Umweltausschuss dem Bauausschuss gerne mitgeben würde, nachdem die Causa „Deutschenbaurstraße“ sinnbefreit hin- und hergeschubbst wurde.

Mehr Desinteresse an der fachlichen Arbeit von Kollegen kann man imho kaum zur Schau stellen. Oder sind dies die üblichen, von profaner Alltagslogik (oder gar konstruktiver Lösungsfindung) längt abgekoppelten Politikmechanismen? „Das wird mir zu anstrengend jetzt, lass uns das mal irgendwohin verweisen“. Oder jemand wollte Zeit gewinnen, was auch immer das für einen Sinn ergeben könnte. Nun verhandelt man eben denselben Sachverhalt erneut.

Nämlich? Schutzstreifen in der Deutschenbaurstraße. Ob in der gesamten Straße oder nur einem (sehr kleinen) Teil, ist mir nicht bekannt. Da es zumindest im Kontext um die Verbindung der ehemaligen Sheridan- und Reese-Kaserne geht, ist in erster Linie der kurze Abschnitt zwischen Stadtberger Straße und Ulrich-Schwarz-Straße interessant. Und was sehen wir hier?

Keine parkenden Autos.

Keines.

Nicht, weil gerade alle unterwegs wären, sondern weil hier ein absolutes Parkverbot besteht.

ÜBER WAS REDEN WIR DANN EIGENTLICH, VERFLUCHT NOCH MAL?

Natürlich stellt sich das Thema Parkplätze im weiteren Verlauf sehr wohl, dann aber hat das Ganze auch nichts mehr mit einer Friedhofsdurchquerung zu tun – die würde nur notwendig für eine Verbindung der angelegten Radwege in den ehemaligen Kasernengebieten. Völlig unsinnig wäre sie hingegen, wenn mein Ziel im weiteren Verlauf der Deutschenbaur liegt.

Aber wenn die Herren wirklich etwas zum Abstimmen haben wollen, wie wäre es hiermit: Installation einer Abbiegehilfe an der Ulrich-Schwarz-Str nach Vorbild eines entsprechenden Streifens am Autobahnsee (der, nebenbei bemerkt, dort einigermaßen bescheuert ist). Ein Schutzbereich für links abbiegende RadfahrerInnen. Mehr als halbseidene Schutzstreifchen am Fahrbahnrand, die man zum Abbiegen sowieso verlassen muss.

Quo vadis, Fahrradstadt 2020?

Quo vadis, Fahrradstadt 2020? Vor knapp einem Jahr habe ich das schon einmal gefragt. Und wenn ich es mir heute nochmals durchlese, bin ich versucht, einfach nur das Veröffentlichungsdatum zu aktualisieren. Was ist im letzten Jahr passiert? Wenn ich nun „Nichts“ sage, wäre das eine tiefgreifende Beleidigung der Arbeit vieler Personen in der Stadtverwaltung, was ganz und gar nicht meine Absicht ist. Aber wenn ich aus dem Stegreif antworten müsste, mir fiele nichts Bemerkenswertes ein. Auch hier spielt die Erinnerung sicher einen Streich und blendet einfach aus, was man doch schon lange als überfällige Maßnahme angesehen hat.

Aber es bleibt eben doch der überwältigende Eindruck: Nichts. Es ist nichts passiert. Nichts von einschneidender Bedeutung. Nichts, was am Status Quo rütteln könnte. Nichts, was in der Lage scheint, dem ausgegebenen Ziel der Fahrradstadt 2020 näher zu kommen. Nicht in der öffentlichen Wahrnehmung zumindest. Ich schrieb vor einem Jahr:

Eine Aussage wie „wir bauen wenn möglich 2m breite Radwege“ ergibt in meinen Augen nur Sinn, wenn das „wenn möglich“ ehrlich definiert wird. Denn 2m breite Radwege sind immer *möglich*, nur nicht immer *gewollt* (manchmal auch völlig zurecht). Mal ist man nicht bereit, bestehende bauliche Umstände zu ändern. Mal will man den PKW-Verkehr nicht einschränken. Beides kann aus verschiedenen Gründen völlig sinnvoll sein. Aber wo ist der Schwellenwert? Wann überwiegt der Wille zu einer idealen Radlösung die Bedürfnisse des MIV und/oder anderer Verkehrsarten – und wann nicht? Letzteres dürfte der Knackpunkt sein und die Ernsthaftigkeit der Bemühungen definieren.

Und gestern konnte man dieses in der DAZ lesen:

Auf der zurückliegenden Bauausschusssitzung am vergangen Donnerstag standen zwei Radweg-Projekte auf der Tagesordnung. Das erste Projekt betrifft die Verlängerung der Äußeren Neuburgerstraße in der Firnhaberau. Das zweite Projekt behandelt die Deutschenbauerstraße. Bei beiden Projekten sollten beidseitig Fahrradschutzstreifen eingezogen werden. Nach zäher Diskussion stimmte der Bauausschuss dem ersten Projekt zu. In Sachen Deutschenbauerstraße wurde der Verwaltungsvorschlag von der CSU und der SPD vertagt, indem er in den Umweltausschuss verwiesen wurde. […] Das Projekt wurde mit dem Hinweis vertagt, im Umweltausschuss eine Durchquerungsmöglichkeit des Westfriedhofs für Radler zu prüfen, um eine sichere Verbindung Pfersee/Sheridan/Reese/Kriegshaber schaffen zu können.

Wo liegt er also, der Schwellenwert? Wir reden hier vom Anlegen von Schutzstreifen, der jämmerlichsten aller radspezifischen Markierungen. Wir reden von zwei Straßenzügen, die im Gesamtbild irgendwo im unteren Wichtigkeitsdrittel angesiedelt sind. In der Neuburger Straße geht es, wenn ich nicht irre, um einen Abschnitt jenseits der Hans-Böckler/Mühlhauser Straße (in der Hammerschmiede, nicht wie im Artikel vermerkt der Firnhaberau). Dort ist die Neuburger noch nicht die große Einfallstraße. Ein Schutzstreifen kann dort den fließenden Verkehr kaum beeinträchtigen. Eher sind potenzielle Auswirkungen auf Parkplätze vorstellbar. „Zähe Diskussionen“ waren von Nöten. Aha. In der Deutschenbaurstr. ist die Verkehrsbelastung sicher ähnlich gering. Auch hier kann es höchstens um Parkplätze gehen. Da möchte man also Radler lieber durch einen Friedhof leiten – was man aus guten Gründen ablehnen kann und was just dieser Umweltausschuss sowieso schon ad acta gelegt hat – statt ihnen etwa 100 Meter weit einen Schutzstreifen zu gönnen? Denn wenn es um die Verbindung der Sheridan- und Reese-Kaserne geht, dann ist die Deutschenbaurstr nur bis zum Abzweig Ulrich-Schwarz-Str relevant. Dass man über ein solch kurzes Stück mit einem albernen Schutzstreifen überhaupt streiten muss, ist an Armutszeugnis nicht zu überbieten.

Ich bin es leid, der Stadt Kredit geben zu müssen für all die Arbeit, die intern verrichtet wird, um irgendwann bestimmt vielleicht einmal etwas zu Wege zu bringen. Um dann auf Nebenschauplätzen bereits „zähe Diskussionen“ und „Vertagungen zu xy“ ertragen zu müssen.

Es.

passiert.

nichts.

2011 wurde die Idee für das Projekt gefasst. 2020 wurde als Ziel gesetzt. Die Ziele sind vergleichsweise konkret (auch wenn es der Weg dorthin nicht ist). Wir schreiben das Jahr 2016. Mehr als die Hälfte der Zeit ist um.

ES.

PASSIERT.

NICHTS.

Ein paar Schutzstreifen hier, ein paar … Schutzstreifen dort. Absichtserklärungen en masse. Und dann doch wieder der alte Denk-Beton in den entscheidenden Gremien. Auf einem Niveau, auf dem wir noch gar nicht über einschneidende Veränderungen des Verkehrsgefüges reden. Sondern über größtenteils kosmetische Veränderungen als potenzielle Vorboten einer sich potenziell ändernden Auffassung von städtischem Verkehr.

Aber wo ist der Schwellenwert? Wann überwiegt der Wille zu einer idealen Radlösung die Bedürfnisse des MIV und/oder anderer Verkehrsarten – und wann nicht?

Ich sehe nicht, dass sich dieser Schwellenwert im letzten Jahr bewegt hätte.

Radwege über die Ackermannstraße

steffelblog:

Was für ein Abenteuer.

Die Straßenbahnlinie 5 wird noch unser aller Liebling, wenn im Zuge des Baus die Ackermannstraße entlang zwangsläufig eine Menge verändert werden muss. Im besten Fall kommt die Stadt Augsburg im Rahmen der Fahrradstadt 2020 selbst auf die Idee, sämtliche Kreuzungsbereiche hinsichtlich der Radverkehrsführung zu modernisieren. Oder wir alle müssen die Stadt die nächsten Jahre laufend daran erinnern, dass der derzeitige Zustand … wie soll ich sagen … scheiße ist.