Augsburger Straße – wird das die Umfahrung?

Wie in diesem AZ-Artikel erwähnt und in der dort abgebildeten Briefmarke des neuen Hauptradwegenetzes zu erahnen, soll in Pfersee der (Durchgangs-)Radverkehr wohl tatsächlich um die Augsburger Straße herumgeleitet werden. Ich hatte mögliche Umfahrungen ja hier schon einmal dargestellt. Im Süden der Augsburger Straße scheint das tatsächlich auf die Färberstraße hinauszulaufen (die praktischerweise direkt an einer Wertachüberquerung startet/mündet), im Norden nicht auf die (sehr enge) Metzstraße, sondern die Leonhard-Hausmann-Straße (siehe Fotostrecke oben). Mein Eindruck ist jedoch nach wie vor derselbe, die Hauptschwierigkeiten sind:

  • Zugang Leonhard-Hausmann-Str: Vom Westfriedhof kommend ist das Abbiegen in die Leonhard-Hausmann-Str. bislang nicht gestattet. Das ließe sich leicht ändern (Schild weg), spannend wäre allerdings, wie das für RadfahrerInnen realisiert wird. Das Einordnen zum Linksabbiegen ist hier aufgrund der Straßenbahn nicht ganz trivial.
  • Platzmangel: Die Alternativen zur Augsburger Straße sind allesamt Nebenstraßen – sie sind eng und zugeparkt. Bei Gegenverkehr sind Mindestabstände praktisch nicht einzuhalten. Morgens und abends ist verstärkt mit ein- und ausparkenden AnwohnerInnen zu rechnen, was Durchgangsverkehr aufgrund der geringen Fahrbahnbreite mindestens ausbremst, schlimmstenfalls gefährdet.
  • Vorfahrt: Natürlich befindet man sich in den Nebenstraßen nie auf einer Vorfahrtstraße. Ganz bewusst wird hier schließlich der Verkehr durch Rechts-vor-Links-Kreuzungen ausgebremst. Meiner Erfahrung nach hat man als Radfahrer aber selbst in diesen zugeparkten Straßen eine viel bessere Übersicht als Autofahrer. Man käme also recht gut durch – es sei denn, man hängt hinter einem Auto fest 😉
  • Winterdienst: Ich habe zwar nur die Metzstraße beaobachtet, aber zumindest die hat diesen Winter kein Raumfahrzeug gesehen. Aufgrund der geringen Straßenbreite werden die großen Raumfahrzeuge in den Nebenstraße gar nicht verkehren können. die kleinen Fahrzeuge schaffen, wie man erleben durfte, den Rest derStadt auch nur eher schlecht als recht. Wie sie noch zwei Nebenstraßen mehr bewältigen sollen …?

Wenn ich es recht gelesen habe, ist selbst, wenn die Routen so kommen sollten, die Ausgestaltung noch völlig offen. Insofern ist jeder Kritikpunkt, den man an den Umfahrungsstraßen finden könnte, theoretisch auch behebbar. Zudem wird die Augsburger Straße ja auch nicht gesperrt, wer sich auf der Hauptstraße wohler fühlt*, wird sie weiter benutzen dürfen – so wie man auch jetzt schon die Nebenstraßen nutzen kann. Die Frage wäre also „lediglich“, wie man diese Nebenstraßen für den Radverkehr aufwerten kann. Einfach nur die Wegweisung daraufhin umzubiegen wäre meines Erachtens kein Gewinn. Man tauscht dann einfach nur Vorfahrtstraße gegen Nebenstraße und Einengung durch die Straßenbahn mit Einengung durch Parkplatz suchende AnwohnerInnen – und ich bin mir nicht sicher, ob letzteres nicht mehr Gefahrenpotenzial beherbergt. Die AnwohnerInnen wiederum sind nichts, was man hinwegzaubern könnte. Die wohnen da, die parken da. Und da die Straßen nicht breiter und die Autos nicht schmaler werden, bin ich überfragt, wo mehr Platz herkommen soll – der meines Erachtens wünschenswert wäre für ein entspanntes, sicheres Radfahren. Eine Einbahnstraßenregelung könnte zum Teil helfen, muss aber auch erst einmal sinnvoll für die AnwohnerInnen umgesetzt werden können. Weiter geht auch die Ausweisung als Fahrradstraße praktisch nicht, weshalb ich skeptisch bin, dass dieses vermeintliche Allheilmittel hier wesentlich weiterhilft.

Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, liebe Fahrradstadt 2020. Jetzt zeig mal, was du kannst.

* Ich für meinen Teil habe kein Problem mit der Augsburger Straße, auch wenn ich nachvollziehen kann, warum jemand hier ungern fährt. Ich fahre auf der anderen Seite aber auch gerne in den Nebenstraßen, vor allem da ich dort nicht zu den „schwierigen“ Uhrzeiten unterwegs bin, wenn viel Parkverkehr herrscht. Ich wechsele zwischen den Routen je nach Tageslaune ab, wobei ich eher die Hauptstraße wähle, wenn es schnell gehen soll (was in die Hose geht, wenn ich hinter eine Tram lande).