Richtlinien für die Sicherheit von Arbeitsstellen an Straßen

Was es nicht alles gibt. Zwar naheliegend, dass es ein Regelwerk gibt, aber die Verkehrsführung an Baustellen macht ja selten einen geregelten Eindruck. Wie in Münster – von vielen ja immer noch als Radhauptstadt-in-der-alles-toll-Beispiel herangezogen – dieses Regelwerk ausgelebt wird und zu welchen Widrigkeiten eine seelenlose Befolgung führt, zeigt dieser Artikel sehr schön. Denn das Werk ist etwas angegraut:

Bücker wird in diesem Gespräch nicht müde, auf die „Richtlinien für die Sicherheit von Arbeitsstellen an Straßen “ (RSA) hinzuweisen. Dabei handelt es sich um das in Deutschland verbindliche Regelwerk für Baustellenabsicherung. Doch dahinter verbirgt sich durchaus Zündstoff: Die Richtlinien sind bereits 1995 letztmalig aktualisiert worden. Also gute zwei Jahre vor Wegfall der allgemeinen Radwegebenutzungspflicht.

Die Vorgaben sind also 20 Jahre alt. Dass sich seitdem etwas getan hat im Verkehrswesen, ist durchaus jemandem aufgefallen:

Dabei gibt es inzwischen deutlich radfahrer- und fußgängerfreundliche Erweiterungen der RSA durch die „AG fahrradfreundliche Städte in NRW“ (AGFS), deren Mitglied auch die Stadt Münster ist.

Ob dann nicht auch die AGFK Bayern, deren Gründungsmitglied Augsburg seit 2012 ist und deren unabhängige Kommission kürzlich der „Fahrradstadt2020 gute Noten“ ausstellte so etwas hat?

Sie hat.

Wer also demnächst wieder durch eine Baustelle in Augsburg oder einer der zahlreichen Mitgliedskommunen fährt, der achte doch einmal auf die Einhaltung der darin aufgestellten Empfehlungen.

Wieviel Unsinn kann man für 100.000 Euro kaufen?

Wie schon einmal erwähnt wird die Augsburger Innenstadt demnächst unheimlich attraktiv respektive sie ist es schon – und das möchte man dem Augsburger Umland, welches die Innenstadt schmäht, einmal mitteilen. Eine der Maßnahmen habe ich heute auf dem Weg zur Arbeit entdeckt: neue Wegweiser ins Stadtzentrum. Nur für den Fall, dass die Menschen aus dem Augsburger Umland vergessen haben, wo das Rathaus steht.

Der erste große Wegweiser nach einer Ausfahrt von der Stadtautobahn verspricht einen „bequemen“ Weg ins Zentrum. Und ich frage mich kurz, ob sie einen wohl zu einem P+R leiten und muss dann selbst lachen. Nein, tun sie nicht. Die Wegweiser leiten einen in diesem Fall geradewegs durch die Pferseer Unterführung zum Bahnhof, wo ein Schild besagt „Da bist du ja“ – und man weiß nicht recht, ob die Macher überrascht sind, dass die Menschen tatsächlich den Weg gefunden haben oder ob es ein Echo der Autofahrer sein soll, die unter all den Baustellen die Innenstadt wiedererkannt haben.

Auf der offiziellen Webseite heißt es:

Lebensgefühl transportieren
Je mehr Geld fließt, um so mehr Wirkung kann das Konzept entwickeln. Geplant sind in diesem Jahr drei aufeinander aufbauende Werbewellen, die vor allem das neue Augsburger Lebensgefühl transportieren: Nach einem ersten Auftakt in Region und Stadt wird in der zweiten Welle das Innenstadt-Eröffnungsfest am Sonntag, 3. Mai, beworben.

Also handelt es sich bei den Schildern wohl mitunter um die „erste Werbewelle“. Jaja, da steckt schon eine Menge Lebensgefühl drin, und sicherlich werden die Schilder noch besser, wenn noch mehr Geld fließt. Dann sehen sie bestimmt nicht mehr aus wie Baustellenschilder. Tatsächlich sehen sie ganz exakt genau so aus wie all die Schilder, welche über Jahre hinweg während des Innenstadtumbaus Umleitungen anzeigten. Riesenidee. Auch dass das „Endschild“ mitten in einer Baustelle steht entbehrt nicht einer gewissen Komik. Und dass es einen dann dem Parkleitsystem überlässt – genau jenem Parkleitsystem, welches Wirtschaftsvertreter zur Aussage verleitet: „Gegenwärtig gebe es überhaupt kein Parkleitsystem“  – wird sicher zur guten Laune der herbeigelockten Umländer beitragen.

Aber all das ist ja nur Stümperei um des Pudels Kern herum: „Bequem“ ins Zentrum heißt also auch heute noch, mit dem Blecheimer direkt vor’s Loch zu fahren. Dass die Menschen genau diese Vorstellung mittlerweile in einer überwältigenden Mehrheit ablehnen – geschenkt. Dass man selbst mit „schön gestalteten Plätzen“ und „Genießen und Verweilen“ wirbt, was wahrscheinlich nicht im Auto stattfinden soll, sondern gerade ohne dieses – vergessen. Dass es Anstrengungen gibt, Augsburg zur Fahrradstadt zu machen – irrelevant, denn es geht ja nur um Menschen aus dem Umland. Dass Buslinien zugunsten der Tram an deren Endhaltestellen gekappt werden, um die Auslastung und damit letztendlich das Angebot des ÖPNV zu verbessern – nein, keine Ahnung, wie man das mit Anreisenden aus dem Umland verbinden könnte. Was, eine Wegweisung zu Park&Ride-Plätzen? Um Gottes Willen, wie unbequem, dieses Umsteigen. Umland = Auto = Parken in der Umkleidekabine.

Welches Jahr schreiben wir gleich nochmal?